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Das
Vineyard Haus
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Das Vierstöckige Vineyard-Haus,
komplett mit Ballsaal, wurde 1878 von Robert und Louise
Chalmers erbaut, als Hommage an ihren vorzüglichen
Weinberg, ihre ebenso brillanten Weine, ihre finanzielle
Schlitzohrigkeit, Roberts politisches Talent, das
ihn bis zu einer Kandidatur als Gouverneur von Kalifornien
geführt hatte, und Louises feinen Sinn für
elegante Dinge und alles, was mit Kultur zu tun hatte.
Aus Gründen, die niemals aufgeklärt wurden,
höchstwahrscheinlich jedoch durch eine Serie
von Schlaganfällen und Gedächtnisverlust,
erlitt Robert plötzlich einen totalen geistigen
Zusammenbruch. Louise hielt ihn daraufhin im Keller
des Hauses angekettet versteckt, wo er drei Jahre
später starb.
Mit dem Weinanbau und dem Besitz der Chalmers ging
es von diesem Zeitpunkt an steil bergab. Louise musste
schließlich sogar Räume vermieten, und
Roberts ehemaliges Quartier im Keller diente eine
Zeit lang als Ersatzgefängnis, wenn die Zellen
im nahe gelegenen Coloma, dem Zentrum des kalifornischen
Goldrausches, belegt waren. Sie starb 1913, vereinsamt
und mittellos.
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Mehrere Jahrzehnte vergingen, in
denen die vorübergehenden Besitzer nur wenig
Interesse am Erhalt des Gebäudes zeigten. Schließlich
jedoch geriet es in die Hände von Eigentümern,
die das Potenzial des alten Hauses erkannten und genug
Geduld und Respekt aufbrachten, um es zu renovieren
und auszubauen. Im Jahre 1956 wurde es schließlich
zum Gasthaus mit einem Restaurant, das es auch heute
noch ist.
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Seitdem das Vineyard-Haus einen Geschäftsbetrieb
beherbergt, bemerken sowohl die Mitarbeiter als auch die
Gäste oft unerklärliche Ge-räusche und Aktivitäten.
In seltenen Fällen kommt es sogar zu Erscheinungen,
die überall im Haus auftreten können. Unsichtbare
Ketten rasseln die ganze Nacht lang. Röcke rascheln,
Schritte hallen auf den hölzernen Treppen, eine Frau
spaziert durch die Gänge, während sie leise mit
sich selbst spricht. Niemand, der den Klängen dieses
virtuellen Orchesters nachgegangen war, konnte sie jemals
irgendwelchen Personen zuordnen. Ein Klavier spielte von
selbst. Eine sturzbesoffene, laut lärmende Gruppe stürzte
eines Nachts zu später Stunde durch die Eingangstür
und stolperte lauthals lachend die Treppe hoch zu den Zimmern.
Ein aufgebrachter Gast, dessen Zimmer nahe an der Treppe
lag, wurde dadurch aufgeweckt. Er ärgerte sich dermaßen,
dass er seinen Kopf zur Tür rausstreckte, um Ruhe zu
fordern. Aber alles, was er sah, waren drei betrunkene,
lachende Männer mit Kleidern aus einer anderen Zeit,
die sich vor seinen Augen langsam in Luft auflösten.
Türgriffe drehten sich, Gläser rutschten von einer
Seite der Bar zur anderen, Betten wurden zerwühlt,
und das alles aus eigener Kraft, scheinbar ohne Fremdeinwirkung
- und mit vielen Augenzeugen, die ungläubig die Luft
anhielten. Ein verängstigtes Ehepaar floh aus dem Gasthaus
und erzählte der Polizei, es hätte im Nebenzimmer
einen Mord mit angehört. Innerhalb weniger Minuten
stürzte die Polizei in das besagte Zimmer und musste
feststellen, dass es vollkommen friedlich und unbewohnt
war.
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Es war sofort offensichtlich, dass Louise
im ganzen Haus anwesend war, ebenso ihr Mann Robert.
Als Sylvia mit ihrem Team in dem Haus ankam, sah sie
kurz eine Frau in einem weißen Kleid an einem
der oberen Fenster, aber Sylvia war sich nicht sicher,
ob es Louise war. Aber so unleugbar wie sich Sylvia
jetzt in diesem Haus befand, so unleugbar waren auch
die hoffnungslosen und tief hier verwurzelten Gespenster
von Louise und Robert in diesem Haus und es lag ein
Gefühl in der Luft, dass Sylvia mit ihrem Team
in ihrem Haus waren. Man konnte kommen und gehen,
wann immer man wollte, aber Louise und Robert gingen
nirgendwo mehr hin, und keiner von Sylvias "Tricks"
mit dem weißen Licht und mit Gott würde
sie dazu veranlassen, ihr Verhalten zu ändern.
Was auffiel und was faszinierte, war jedoch, dass
es sich hierbei nicht um normale Eigensinnigkeit und
Verwirrung von Gespenstern drehte, auf die Sylvia
all die Jahre immer wieder gestoßen war. Es
handelte sich nicht um gottlose Seelen, die trotzig
und aufsässig waren. Die Atmosphäre dieses
Hauses und seine Bewohner, die sich weigerten, es
zu verlassen, war von großer Liebe geprägt,
auch wenn sie dadurch nicht in den Genuss der heiligen
Freude des Jenseits kamen. Außerdem war es sehr
überraschend, dass hier Freundlichkeit und Güte
existierten, und so was Sylvia neugierig, mehr darüber
zu erfahren.
Bild links: Louisa Chalmers
(geb.: Weaver), geboren 11.Nov.1838, gestorben 1913 |
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Sie gingen die Treppe hoch zu einem Schlafzimmer,
in dem ein Messingbett stand und von dessen Fenster aus
man den Eingang zum Vineyard-Haus sehen konnte. Es dieses
Fenster, an dem Sylvia die Frau im weißen Kleid gesehen
hatte. Wenn Sylvia ihren Köper und ihre Stimme ihrer
Geisterführerin zu Verfügung stellt, ist sie abwesend
und bekommt nichts mit, was sie sagt und was noch sonst
im Raum passiert. Der folgende Ausschnitt stammt von Tonbandaufzeichnungen,
die von Mitarbeitern von Sylvias Nirvana Foundation gemacht
wurden sowie von ein paar Zeitungsreportern, die ebenfalls
anwesend waren. Eine Frau aus Sylvias Team, die weiß,
wie sie ihr helfen kann in Trance zu fallen, kam auf sie
zu und legte ihre Hand auf Sylvias Schultern: Ab jetzt war
es also Francine, die sprach:
"Bevor die Chalmers sich hier niederließen, gehörte
der Grund und Boden einer Familie namens Bartlett. Sie nahmen
Sklaven bei sich auf, die den Plantagenbesitzern entlaufen
und vorm Süden in den Norden geflüchtet waren.
Als die Chalmers ihr Herrenhaus bauten, diente der Keller
ihnen als Zufluchtsort. Er war niemals als Gefängnis
konzipiert gewesen, sondern war ein sicheres Versteck für
Menschen, die in den Norden flohen. Das Haus hat in vielerlei
Hinsicht eine ruhmreiche Geschichte. Ein Großteil
des Lachens, das Leute wahrnehmen, stammt von den Sklaven,
die es geschafft hatten, sich hier in Sicherheit zu bringen.
Ich weiß, dass Sylvia glaubt, dass es nur von Louise
und Robert aus ihren guten Zeiten stammt. Zum Teil stimmt
das sicherlich, aber auch die Sklaven, die froh waren, hier
zu sein, hatten ihren Anteil. Es gibt auch ein Pfeifen,
das man immer wieder hören kann. Es stammt von Mr.
Chalmers, dessen Pferd zu ihm kam, wenn er nach ihm pfiff.
Louise befindet sich immer noch auf dem Anwesen. In diesem
Moment steht sie recht neben mir. Sie ist ungefähr
einen Meter sechzig groß und trägt ein weißes
Kleid. Ihr Haar fällt lose herab. Obgleich sie es gewöhnlich
hochsteckt.
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Sie kann sehr wütend darüber
werden, dass jemand in ihren Besitz eindringt, aber
sie fügt niemanden Schaden zu. Sie hatte große
Beschwerden mit ihrem Magen, spastische Darmkrämpfe,
die ihr das ganze Leben lang zu schaffen machten und
sie nicht gerade in die beste Stimmung versetzten,
besonders wenn der Doktor kam und sie zur Ader ließ.
Sie hatte auch ein Kind, das bei der Geburt starb
und dem sie zusammen mit Robert noch lange nachtrauerte.
Es wird auch davon berichtet, dass hier immer wieder
Fensterscheiben zu Bruch gehen. In einem Fenster ist
gegenwärtig ein Sprung. Louise war manchmal sehr
frustriert, dass sie Möbel zerschlug, und daher
hört man immer wieder den Lärm von zersplitterndem
Holz. Manchmal flog ein Möbelstück auch
direkt durchs Fenster. Sie war frustriert wegen Robert,
aber aus anderen Gründen, als die meisten Leute
annehmen. Als Roberts Verstand krank wurde, bildeten
sich auch große Geschwüre auf seinem Körper,
die Louise dadurch zu heilen versuchte, dass sie bestimmte
Pfefferminzsorten benutzte, die wild in dieser Gegend
wuchsen. Außerdem versuchte sie es mit Zitronen,
aus denen sie zusammen mit Knoblauch ein bestimmtes
Gebräu herstellte, das sie für Breiumschläge
verwendete. Aus diesem Grund riecht es hier manchmal
an unterschiedlichen Stellen stark nach Säure
und Knoblauch. Sie hatte große Angst davor,
den Arzt zu rufen, denn sie befürchtete, dass
er ihr Robert wegnehmen würde.
Bild
rechts: Robert Chalmers geb.: 4. Februar 1877, gestorben
am 02.Juni1881
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Um die Jahrhundertwende herum
nahm sie ihn mit nach New York, um dort Hilfe für ihn
zu finden. Die Ärzte wollten ihn in eine geschlossene
Anstalt einweisen, aber sie lies es nicht zu. >>Er wird
nicht in einem Pesthaus eingesperrt werden.<< Sie nahm
ihn wieder mit nach Hause. Ungefähr 500 Meter von hier
hatte er erneut einen Anfall und fiel von seinem Pferd. Zusammen
mit vier Männern trug sie ihn in einen vergitterten Kellerraum,
wo er abgeschottet und sicher war. Sie versuchte es ihm hier
so bequem wie möglich zu machen. Es war für sie
die einzige Möglichkeit, die ihr einfiel, um ihn davor
zu bewahren, in dreckigen Asylen unter lauter Verrückten
eingesperrt zu werden. Es war ein hartes, einsames Leben für
sie, aber sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass er
in Ketten unter fremden Menschen dahinsiechte, die sich nicht
um ihn kümmerten, sondern ihn bis zum Lebensende verängstigten
und misshandeln würden. Es war die tragische Geschichte
von zwei Menschen, die sich sehr liebten. Er war attraktiv,
groß und stark. Sie war sehr schön, hatte eine
gute Figur, sehr helle Haut, rabenschwarzes Haar und schwarze
Augen mit dichten Wimpern. Sie war eine sehr talentierte Frau.
Sie schrieb, malte und spielte zu später Stunde oft Klavier.
Weder Sylvia noch sonst jemand kann diesen Raum oder diesen
Ort neutralisieren. Viele haben das schon vergeblich versucht.
Wir haben es hier mit einer typischen Patt-Situation zu tun.
Robert ist immer noch erdgebunden und daher weiterhin in einem
verwirrten Zustand, der ihn daran hindert, seine Situation
zu verstehen. Er wird also nicht weitergehen. Und wenn Robert
nicht geht, geht Louise auch nicht. So einfach ist das. Es
ist ein Ausdruck großer Liebe und großer Tragik.
Im Jenseits ist uns die Situation von Robert und Louise sehr
bewusst. Es gibt viele, die wie sie sind, und wir passen auf
sie auf. Eines Tages werden wir sie durch Gottes Weisheit
und Gnade erreichen und mit uns zurückbringen, und sie
werden hier geheilt und glücklich. Bis das geschieht,
sind sie dort, wo sie sein und bleiben wollen - aus Gründen,
die ich dargelegt habe." |
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Dies alles liegt mehr als
20 Jahre zurück. Sylvia fragt oft ihre Geisterführerin
Francine nach Louise und Robert. Sie meint, die beiden sind
immer noch im Vineyard-Haus, aber nicht mehr für lange
Zeit. Das muss allerdings nichts heißen, denn für
Francine, deren Wahrnehmung auf die Ewigkeit ausgerichtet
ist, kann >>nicht mehr für lange Zeit<< bedeuten,
dass noch Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte verstreichen
können, bevor sie und eine ganze Legion von Geistwesen
die Möglichkeit finden, Robert und Louise zu retten und
nach Hause ins Jenseits zu bringen. |
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